Spielend Beziehung stärken
von Miriam Maja Gass
Dass Spielen gut für Beziehungen ist, liegt eigentlich auf der Hand, oder?
Ganz am Anfang einer Beziehung: Jede*r Frischverliebte bringt intuitiv Spiel ein, um Kontakt und Nähe herzustellen und zu bewahren. Erinnerst du dich? Das können kleine Gesten sein – wie eine duftende Blume zur Begrüßung. Das selbstgekochte Lieblingsessen. Ein in den Geldbeutel hineingeschmuggeltes Liebesbriefchen.
Alles, was vermittelt: „Du liegst mir am Herzen und ich will mit dir sein! Ich denk an dich! Ich sehe dich und weiß, was dir gefällt!“ Und: Natürlich funktioniert das bei unseren Kindern auch!
Spielen verbindet einfach!
Und: Spiel bringt in schwierigen Situationen oft den entscheidenden Dreh.
- Den Dreh, um angespannte Situationen zu entschärfen.
- Den Dreh, um ein Kind in Abwehr wieder einsammeln zu können.
- Den Dreh in Richtung Wiederverbindung.
Also - wenn’s in der Beziehung mit deinem Kind mal hakt und ruckelt, kann Spiel ein eleganter Weg sein, um wieder in Verbindung zu kommen.
Denn Spielen verbindet auf indirekte Weise.
Das ist vor allem dann hilfreich, wenn eine direkte Ansprache viel zu intensiv wäre.
Zum Beispiel nach Zeiten von Trennung. Nach einem Streit. Wenn dein Kind (weswegen auch immer) gerade in Abwehr ist. Oder wenn du ein sehr empfindsames Kind hast.
Hier kommen sechs Wege, mit denen du die Beziehung zu deinem Kind spielerisch wiederaufnehmen und stärken kannst:
- Mit Humor und Überraschungseffekten: Das Spielen der Lieblingsmusik deines Kindes, dem Tragen einer Maske, eines Spielhuts oder einer Clownnase (na gut, ist vielleicht nicht jedermanns Sache…)
- Mit Kontakt auf der körperlichen Ebene: Sanftes Kitzeln, Massieren, Rücken streichen, Ringen, Tanzen….
- Mit dem Lieblingsspiel deines Kindes: Sei es Fußball oder Basketball, ein Versteckspiel, eine Runde Schach, Kaplatürme bauen oder auch minecraft bei älteren Kindern. Oder einen Schokokuchen backen. Das Hochbeet mit Blumenzwiebeln fürs nächste Frühjahr bepflanzen. Eine Nachtwanderung durch den herbstlichen Wald machen - inklusive kleiner Gruselgeschichte.
- Mit einer vorbereiteten Spieleumgebung, die zu deinem Kind passt: Zeichenpapier und Buntstifte, Ton, Knete, Bauklötze, Handpuppen, Verkleidungskiste, Schnitzholz und Schnitzmesser…
- Mit einem täglichen Spieleritual: Kuscheln mit Teddy und dem Lieblingsbuch nach der Kita. Der Stofftierkreis am Abend, bei dem die Tiere genauso wie dein Kind von ihrem Tag erzählen. Oder das vorgesungene Lieblingsschlaflied deines Kindes. Oder die tägliche Gute-Nacht-Geschichte aus Papas Leben.
- Mit einem wöchentlichen Familienspieleritual - zum Beispiel dem Brettspiele- oder dem Riesenpuzzlefreitag. Oder einer Familienfilmnacht mit Pizza am Samstag.
Eigentlich ziemlich simpel, oder?
Nur: Wir müssen den natürlichen Spieleimpuls in uns selbst wieder entdecken. Und der geht uns in Zeiten von Stress schnell verloren...
Den eigenen Spielgeist rauszukramen lohnt sich!
Denn: „Wir hören nicht auf zu spielen, weil wir alt werden. Wir werden alt, weil wir aufhören, zu spielen!“ - wußte schon George Bernard Shaw.