Hilfe - Angst in der Adoleszenz

12/04/2024

von Tamara Strijack

Die Adoleszenz ist eine Art Zwischenraum, in dem man sich weder als Kind noch als Erwachsener fest verortet fühlt. Man ist kein Kind mehr und dennoch sehnt man sich nach der Unschuld und Einfachheit der Kindheit. Man ist noch nicht erwachsen, aber man spürt bereits die vermeintlichen Freiheiten des Erwachsenseins, die gerade noch außer Reichweite zu sein scheinen. Man ist noch nicht am Ziel angekommen. Und nicht in der Lage zu bleiben.

Ich erinnere mich an die völlige Überforderung, als sich meine innere Welt mit neuen Ideen und Möglichkeiten ausdehnte, und den damit verbundenen Schmerz über nicht verwirklichte Träume (wenn auch unrealistische, aber Realismus und Adoleszenz sind noch nicht im Einklang).

Ich wurde von einer Flut von Hormonen und Emotionen überwältigt, die ich nicht richtig verstand oder als meine eigenen identifizieren konnte - zumindest noch nicht. Es fühlte sich an, als wäre ich zu groß und zu überwältigend - als ob ich nicht richtig reinpasste, also versuchte ich, Teile von mir zurückzuhalten. Doch welche Teile von mir sollten bleiben? Welche sollte ich verbergen? Welche Teile machten wirklich mich aus? Wo war mein Platz in dieser Welt? Und gab es überhaupt jemanden oder etwas, dem ich wirklich vertrauen konnte? Es gab so viele Fragen, aber nur wenige Antworten.

Es war zu viel. Es war alles zu viel.

Jahrelang hielt mein Herz eine schützende Rüstung aufrecht, um jegliches Gefühl zu vermeiden. Jahre vergingen, und ironischerweise begann ich mit Jugendlichen zu arbeiten, deren Verteidigungswälle noch höher waren als meine. Während ich mich darum bemühte, mich auf Ihre Seite zu begeben, begann auch mein Herz immer weiter aufzutauen.

Weitere Jahre vergingen, und ich hatte eigene Kinder. Schließlich war es an der Zeit für sie, ihre eigene Jugendreise antreten. Obwohl ich mir von ganzem Herzen wünschte, dass ich es irgendwie besser machen könnte, wusste ein weiserer Teil von mir - auch wenn er seltener zu Besuch kam, als ich es mir wünschte -, dass dies eine notwendige Reise war. Eine Reise voller Ängste, Verzweiflung und dem Verlust von Einfachheit und Unschuld. Die Versuchung zu fliehen, wegzulaufen oder sich zu verstecken, ist allgegenwärtig. Ich habe sie gespürt; ich spüre sie gerade jetzt, während ich mich erinnere; und ich sehe meine Kinder sie ebenfalls spüren.

Aber so seltsam es klingen mag, ich würde mir diese Gefühle nicht weg wünschen. Denn mittlerweile weiß ich so viel mehr als damals, zumindest wenn es darum geht zu verstehen, dass Vermeidung NICHT der Weg zu irgendetwas ist, schon gar nicht zur Reife und Unabhängigkeit. Verstehen Sie mich nicht falsch - ich behaupte nicht, dass meine Tochter mich nicht braucht. Doch sie muss diese Phase selbst durchleben; das bedeutet, ich kann sie nicht vor Enttäuschungen oder Herzschmerz bewahren - und selbst wenn ich es könnte, würde es nicht helfen. Wenn ich jetzt in ihre Welt blicke, die voller Ängste ist und so viele Dinge beinhaltet, die wir nicht kontrollieren können - selbst als Erwachsene nicht -, dann ist mir klar, dass sie mich jetzt mehr braucht als je zuvor.

Gemeinsam mit ihr setze ich mich hin und versuche, einen sicheren Raum zu schaffen um:

… die Angst und die anderen verletzlichen Gefühle zu spüren, die uns

menschlich machen;

… das Überwältigtsein zu normalisieren, ohne davon überwältigt zu werden;

… durch all das zu stolpern, die Beulen und blauen Flecken zu spüren, ohne dass ihr Herz verhärtet.

Und ich versuche Wege zu finden, die Dinge rauszulassen und in Bewegung zu halten - was für sie durch Poesie und Musik und Kunst und das Alleinsein in der Natur geschah und geschieht.

Es ist unangenehm. Es ist chaotisch. Es ist stachelig. Und manchmal ist es überhaupt nicht schön.

Aber in diesem Prozess kann etwas Schönes entstehen, wenn wir ihm Raum geben.

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